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Harald pate

Als wir Mitte März 2020 Covid bedingt eine Judopause einlegen müssten, wusste keiner von uns, dass es in der VBS Donau City das letzte Treffen mit Harald war. Am 28. April sahen wir uns noch einmal während des virtuellen JONEDO Zoom Meeting in bester Laune. Wie ich vor kurzem erfahren habe, hat Harald Ende Mai die Diagnose Krebs bekommen. Während die meisten von uns die letzte Wiener Schulferien Woche noch genossen, ist Harald am 2. September in Anwesenheit seiner Familie von uns gegangen.

Es ist eine Sache sportlich zu sein und wieder eine andere erst nach dem 50. Geburtstag mit einem Kampfsport wie Judo zu beginnen. Im September 2011 stand er bei uns in Donau City auf der Tatami und wollte eine Schnupperstunde machen. Seitdem hat er kaum ein Training ausgelassen und wenn, war es meist wegen Dienstreisen. Er hat viel Zeit in den Judosport investiert und stets gute Fortschritte gemacht. Manchmal war er selbstkritisch, wenn manche Würfe nicht gleich funktionierten. Anstatt jedoch der Nerven hinzuschmeißen hat er so lange an seiner Technik gefeilt und gearbeitet bis es dann funktionierte. Und er hatte kein Problem damit, sich als Uke zur Verfügung zu stellen, als einen den man wirft. In JONEDO Standorten Donau City und Kaisermühlen war Harald oft sogar drei Mal die Woche auf der Tatami. Hin und wieder besuchte er das Technikseminar des Judo Landes Verband Wien und absolvierte sogar den Judo Übungsleiterkurs.

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Die Tatsache, dass er ein, zwei, manchmal sogar drei Generationen älter war als sein Trainingspartner hat ihn überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil, es hat ihm Freude bereitet mit der Gruppe nicht nur mithalten zu können, sondern die Jüngeren zu fordern. Er hat fast nie gesagt: „Ich kann nicht mehr.“  Das hat uns alle stets alt aussehen lassen!

Seine Vorbildwirkung - für uns alle - war nicht nur beim Training stets ans Limit zu gehen (im positiven Sinne), sondern seine zuvorkommende, immer freundliche und herzliche Art mit uns allen umzugehen - vor, nach dem Training sowie auch außerhalb des Trainings. Mit dem Erreichten zu prahlen oder anzugeben war ihm vollkommen fremd.

Im Juni 2016 hat er den Braunen Gürtel erreicht und unser Plan war es „durchziehen“ - bis zum schwarzen Gürtel. Wir waren uns einig, dass es eilt nicht, dass wir Zeit hätten soweit an der Technik zu feilen, bis sie sitzt. Er hätte sein Ziel früher oder später mit Sicherheit erreicht.

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Ende Mai hat er seine Familie informiert; „Ich habe ein Ablaufdatum!“. Er hat noch Zeit und Kraft gefunden, um seinen Trainingspartnern eine Notiz zu schreiben und er wollte, dass dafür gesorgt wird, dass den Trainingspartnern seine Judo Bücher geschenkt werden.

Er schrieb: "Ich habe all meine Trainingspartnerinnen und -partner sehr geschätzt und geliebt. Ich habe mich immer als Teil der Gruppe gesehen und nicht als der Außenseiter und Boomer. Sie und besonders Jouni waren ganz besondere Menschen".

Am Montag, den 21. September war ein wunderschöner Spätsommertag. Mit Sonja und Axel - als Stellvertretende für die viele JONEDO Judoka, die mit Harald trainiert haben – hatten wir die Ehre bei Haralds Verabschiedung dabei zu sein.   Es war eine Verabschiedung, bei der wir ihn noch näher kennenlernen durften. Nicht nur im Judo, sondern auch beim Tae Kwon Do und Boxen war er eifrig dabei. Er liebte die Natur, war sein Leben lang am Lernen und trotzdem immer bescheiden. Laut seiner Töchter lebte er die Maxime „wer was hat muss es Teilen“ und unterstützte stets NPOs - unter anderen Ärzte Ohne Grenzen.

Er hat bei der Musikauswahl für die Trauerfeier selbst mitgewirkt. Seine Töchter und seine Frau haben über ihn gesprochen und die versammelte Familie, Freunde und andere Wegbegleiter von Harald – teils mit seinen Originalzitaten – zum Schmunzeln und sogar zum laut Lachen gebracht. Freilich flossen Tränen und der Augenblick als die Live Version der Song „Mercy Mercy Mercy“ von The Cannonball Adderley Quintet abgespielt und der Sarg in Bewegung gesetzt wurde, war unglaublich ergreifend. Spätestens in diesem Moment mussten wir Judoka akzeptieren, dass auch Tod und Abschied zum Leben gehören.

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JONEDO gibt es seit mehr als 20 Jahren. Harald war der erste Schüler, den ich auf diese Art und Weise verliere. Er wird uns allen ewig in Erinnerung bleiben. Mit Sonja und Axel an meiner Seite machten wir noch einen letzten gemeinsame Rei! Zum Abschied an seinem Grab. Einen starken Charakter, gute Manieren und Charisma hat man oder hat man nicht. Er hatte es alles. Den Leitspruch von Jigoro Kano und das Motto von Budoclub JONEDO hat er gelebt:

Ji ta yu-wa Kyo ei“ = "Freundschaft und gegenseitiges Wohlwollen“.

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Unter einem alten Kastanienbaum mit Blick über Wien wird er uns stets im Auge behalten und uns als Motivator und Mentor bleiben.

Wir werden ihn furchtbar vermissen und behalten ihn als Bereicherung unser  Vereins in Erinnerung. Auch wenn es schmerzt, werden wir das tun was Judoka immer tun. Aufstehen.

Es war mir eine große Ehre Harald als Schüler gehabt zu haben. Harald wird uns allen auf der Tatami sehr fehlen!

Im Namen aller seiner Trainingspartnern und -Partnerinnen wünsche ich der Familie und allen Verwandten viel Kraft.

In tiefer Anteilnahme.

Sore Made. Arigato Harald!

Jouni Hietasola

Obmann

Budoclub JONEDO 

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